Kleiner Stich, große Auswirkung
Eine Insektengiftallergie kann für Allergiker lebensbedrohlich sein. So schützen Sie sich am besten!
Die Haut juckt und schwillt an, die Augen tränen, das Atmen fällt schwer: Allergien sind unangenehm. Und manchmal richtig gefährlich. Die Auslöser sind vielfältig (beispielsweise ein Insektenstich), ebenso die Reaktionen und Symptome der Betroffenen. Gleich sind die Vorgänge, die bei einer allergischen Reaktion in unserem Körper ablaufen.
Im Mittelpunkt: das Immunsystem, das überempfindlich auf sogenannte Allergene reagiert. Kommt es bei Menschen mit entsprechender Veranlagung zum Allergenkontakt, kann das Immunsystem sensibilisiert – also alarmiert – werden. Daraufhin bildet es Antikörper. Bei erneutem Kontakt bindet sich das Allergen an Immunzellen, die diese Antikörper auf der Oberfläche tragen. Der Botenstoff Histamin wird freigesetzt. Die Folge: eine allergische Reaktion.
Zwischen März und Oktober ist die Gefahr eines Insektenstichs besonders groß. Wer von einer Biene, Hummel, Wespe oder Hornisse gestochen wird, muss im Normalfall mit einer kurz schmerzhaften und später oftmals juckenden Einstichstelle rechnen. Bis zu zehn Zentimeter groß kann die Rötung auf der Haut werden, die nach einem Tag meist wieder abklingt.
Am besten immer in der Tasche: der Allergiepass – direkt über unsere Website herunterladen und ausdrucken und von Ihrer Arztpraxis ausfüllen lassen.
Menschen mit einer Insektengiftallergie reagieren jedoch überempfindlich auf Eiweiße im Insektengift – und damit auch stärker auf den Stich. „Die allergische Reaktion zeigt sich meist innerhalb von Minuten, selten Stunden später“, sagt Dr. Tanja Katrin Hantke, Ärztin bei der vivida bkk. Die Reaktion könne jedes Mal stärker ausfallen, im schlimmsten Fall drohe ein lebensbedrohlicher anaphylaktischer Schock. Hantke rät: „Lassen Sie sich bei Verdacht auf eine Insektengiftallergie unbedingt von einer Allergologin oder einem Allergologen untersuchen.“
Allergische Reaktion nach Insektenstich
Grad I:
juckende Haut sowie Rötungen und Quaddeln am ganzen Körper.
Grad II:
Schwellungen (Angiödem) im Gesicht und an den Händen, Bauchkrämpfe, Durchfall, Erbrechen.
Grad III:
Atembeschwerden und Atemnot (lebensbedrohlich).
Grad IV:
Blutdruckabfall und Bewusstseinseinschränkungen bis zum Koma und Herz-Kreislauf-Stillstand (lebensbedrohlicher anaphylaktischer Schock), Warnsignale sind u.a. Juckreiz oder Brennen an Zunge, Handflächen und Fußsohlen, Kopfschmerzen, ängstliche Unruhe.
HYPOSENSIBILISIERUNG
An der Ursache ansetzen
Ziel der Hyposensibilisierung – auch bekannt als spezifische Immuntherapie (SIT) – ist es, dem Körper die allergische Reaktion abzugewöhnen. Dabei bringt sie das Immunsystem in regelmäßigen und kontrollierten Kontakt mit dem Allergen. Die SIT erfolgt unter ärztlicher Aufsicht – und hat bei Insektengiftallergikern eine hohe Erfolgsquote. Rund vier Monate erhält der Patient in der Regel wöchentliche Spritzen mit steigender Allergenkonzentration, danach für drei bis fünf Jahre monatliche Spritzen. Bei stationärem Aufenthalt ist auch eine Aufdosierung innerhalb weniger Tage möglich. Bei gesicherter Diagnose übernimmt die vivida bkk in der Regel die Kosten. Weitere Infos finden Sie hier.
Tipps für Insektengiftallergiker
- Meiden Sie möglichst die Nähe von Wespen und Bienen.
- Vermeiden Sie hektische Bewegungen und schlagen Sie nicht nach den Insekten.
- Meiden Sie bunte Kleidung und parfümierte Pflegeprodukte.
- Meiden Sie blühende Blumen oder reifes Fallobst.
- Seien Sie vorsichtig beim Obst- und Blumenpflücken und bei der Gartenarbeit.
- Bedecken Sie draußen so viel Fläche ihres Körpers wie möglich (z. B. mit langen Ärmeln, langer Hose oder einem Hut).
- Vermeiden Sie das Essen und Trinken im Freien. Lassen Sie im Freien keine Süßigkeiten oder Fleischreste liegen. Decken Sie Essen und Getränke möglichst ab.
- Führen Sie bei bekannter Insektengiftallergie ein Notfallset mit sich. Dies enthält ein Antihistaminikum, ein Kortisonpräparat sowie eine Adrenalinspitze – und passt in jede Handtasche.
- Gehen Sie nie barfuß. Bienen bevorzugen den Aufenthalt im Klee und viele Wespen leben in Bodenlöchern.
Mehr Informationen zur Insektengiftallergie erhalten Sie hier: www.gesund.bund.de/insektengiftallergie
3 Fragen an Felix Troester
Wie haben Sie gemerkt, dass Sie auf Bienengift allergisch reagieren?
Nach einem Kurs beim lokalen Verein wurde ich Hobbyimker mit eigenen Bienen. Ich wurde sehr selten gestochen und war deshalb oft nur im T-Shirt aktiv. Eines Tages – es war vermutlich der dritte Stich aus meinem Bienenvolk – hatte ich eine heftigere Reaktion: Mein Arm schwoll an, mein Körper juckte und ich fühlte mich unwohl. Ein befreundeter Imker, der zum Glück gerade da war, hat mich dann ins Krankenhaus gefahren.
Wie hat sich Ihr Hobby durch Ihre Allergie verändert?
Nach dem Vorfall habe ich nur noch in Schutzkleidung und mit Allergiker-Notfallset geimkert. Nach einiger Zeit habe ich das Hobby jedoch schweren Herzens aufgegeben. Es war mir einfach zu unsicher. Gestochen wurde ich nicht mehr.
Welchen Tipp würden Sie anderen Menschen mit einer Insektengiftallergie geben?
Sofern nur der Verdacht besteht: unbedingt zeitnah bei einem Allergologen abklären lassen. Bei nachgewiesener Allergie: Kontakt zu den Insekten meiden und die nötigen Arzneimittel zur Sofortbehandlung mitführen. Außerdem – falls gegen das entsprechende Insekt möglich – eine Hyposensibilisierung durchführen und durchhalten!