Rund elf Prozent der Erwachsenen in Deutschland leben mit der Diagnose Diabetes mellitus. Geschätzt weitere zwei Millionen Menschen wissen noch nichts von ihrer Erkrankung.
Bei der „Zuckerkrankheit“ handelt es sich um eine chronische Stoffwechselerkrankung, die zu einem erhöhten Blutzuckerspiegel führt. Die Ursache liegt entweder in der Verfügbarkeit (Typ 1) oder in der Verwertung (Typ 2) des körpereigenen Botenstoffes Insulin. Betroffene leiden häufig unter Symptomen wie vermehrtem Harndrang, starkem Durst, Müdigkeit, Antriebsschwäche, Übelkeit und Schwindel. Ist der Blutzuckerspiegel besonders stark erhöht, kann es zu Bewusstseinsstörungen oder sogar Bewusstlosigkeit (diabetisches Koma) kommen.
Diabetes mellitus ist zwar nach heutigem wissenschaftlichen Stand nicht heilbar, eine optimale Therapie ermöglicht Betroffenen aber, ihren Alltag in der Regel ohne große Einschränkungen zu gestalten. Grundvoraussetzung ist ein umfassendes Wissen über die Krankheit und den Umgang damit.
Aufbau und Funktion der Bauchspeicheldrüse
Als eine der größten Drüsen des menschlichen Körpers erfüllt die Bauchspeicheldrüse (Pankreas) zwei lebenswichtige Funktionen. Der überwiegende Teil des Drüsengewebes produziert etwa 1,5 Liter Verdauungssaft pro Tag. Dieser enthält verschiedene Enzyme, die die Nahrung im Darm aufschlüsseln und zerkleinern.
Zwischen dem Drüsengewebe liegen die Langerhans-Inseln. Sie bilden die Hormone Insulin und Glukagon, die den Zuckerstoffwechsel regulieren: Sobald der Blutzuckerspiegel steigt, schütten die Inselzellen Insulin aus. Es sorgt dafür, dass Zucker aus dem Blut in die Körperzellen aufgenommen und vor allem in den Muskeln und in der Leber gespeichert wird. Dadurch unterbindet es gleichzeitig, dass die Leber weiter Zucker produziert. Der Blutzuckerspiegel sinkt.
Ist der Blutzuckerspiegel zu niedrig, bildet die Bauchspeicheldrüse das Hormon Glukagon. Es veranlasst die Leberzellen, gespeicherten Zucker in den Blutkreislauf abzugeben und regt die Leber zur Glukoseneubildung an. Dadurch steigt der Blutzuckerspiegel.
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Warum entsteht Diabetes?
Ursachen für Typ-1-Diabetes
Beim Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung: Die Abwehrzellen des Immunsystems greifen diejenigen Zellen in der Bauchspeicheldrüse an, die das Insulin bilden. Hierdurch werden diese Zellen so stark beschädigt, dass sie nur noch wenig oder gar kein Insulin mehr produzieren können. Es besteht ein absoluter Insulinmangel.
Typ-1-Diabetes tritt meist bereits im Kindes- und Jugendalter auf. Ursache ist häufig eine genetische Veranlagung, weshalb Typ-1-Diabetes in einigen Familien vermehrt vorkommt.
Ursachen für Typ-2-Diabetes
Einem Typ-2-Diabetes liegt eine Störung des Zuckerstoffwechsels zugrunde. Die Bauchspeicheldrüse produziert zwar genügend Insulin, der Blutzucker wird von den Körperzellen aber immer schlechter aufgenommen oder verwertet. Das heißt, es besteht ein „relativer“ Insulinmangel, eine Insulinresistenz. Ursache für Typ-2-Diabetes kann ebenfalls eine genetische Veranlagung sein. Einen großen Einfluss hat aber auch der Lebensstil: Ungünstige Ernährung, Übergewicht und Bewegungsmangel beispielsweise begünstigen Typ-2-Diabetes.
Diese Form des Diabetes entsteht über einen langen Zeitraum oftmals zunächst ohne spürbare Symptome und macht sich häufig erst in einem höheren Lebensalter bemerkbar: der sogenannte Altersdiabetes.
9,1
Millionen Menschen
leben in Deutschland mit der Diagnose Typ-2-Diabetes.
450.000
Neuerkrankungen
an Typ-2-Diabetes treten jährlich auf.
61,7
Jahre
ist das durchschnittliche Alter bei der Diagnose Typ-2-Diabetes.
372.000
Menschen
sind in Deutschland an Typ-1-Diabetes erkrankt.
3.700
Kinder und Jugendliche
erhalten jährlich die Diagnose Typ-1-Diabetes.
Informationen
Alle Infos auf einen Blick
Themenseite Diabetes
Auf unserer Themenseite Diabetes erfahren Sie nicht nur, wie Sie einer Diabetes mellitus-Erkrankung Typ 2 vorbeugen können, sondern erhalten auch verschiedene Behandlungsangebote und zahlreiche hilfreiche Informationsbroschüren rund um das Thema Diabetes mellitus, falls Sie bereits an Diabetes mellitus erkrankt sind: vividabkk.de/diabetes
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Wie wird die Stoffwechselerkrankung diagnostiziert?
Der behandelnde Arzt oder die behandelnde Ärztin nimmt mehrere Blutproben und untersucht die Blutzuckerwerte. Die erste Blutabnahme erfolgt vor dem Frühstück im nüchternen Zustand. Liegt der Nüchternblutzuckerwert bei 126 mg/dl (7,0 mmol/l) oder höher, weist dieser auf Diabetes hin. Liegen die Blutzuckerwerte im Tagesverlauf bei 200 mg/dl (11,1 mmol/l) oder höher, so sprechen diese ebenfalls für eine Diabetes-Diagnose.
Zusätzlich wird der Blutzucker-Langzeitwert (HbA1c) betrachtet. Er gibt Auskunft über die durchschnittlichen Blutzuckerwerte der vergangenen zwei bis drei Monate. Bei einem HbA1c-Wert von 6,5 Prozent (48 mmol/mol) oder höher, ist der Patient an Diabetes mellitus erkrankt.
Ist nicht eindeutig klar, um welche Form von Diabetes mellitus es sich handelt, führt der behandelnde Arzt einen Test auf Autoantikörper durch. Bei 95 Prozent der Personen, die an Diabetes-Typ-1 erkrankt sind, lassen sich diese Autoantikörper im Blut nachweisen.

Welche Folgen kann Diabetes mellitus haben?
Körperliche Folgen
Wird eine Diabetes-Erkrankung erst sehr spät erkannt und nicht ausreichend behandelt, ist der Blutzucker dauerhaft zu hoch. Dadurch nehmen Blutgefäße Schaden. Besonders anfällig sind die kleinen Blutgefäße der Augen, Nerven und Nieren. Die Sehkraft kann beeinträchtigt werden, Empfindungsstörungen und Nierenschäden entstehen. Ein dauerhaft erhöhter Blutzuckerspiegel kann aber auch die großen Blutgefäße schädigen. Die Folge: Das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall steigt.
Der „diabetische Fuß“ ist häufig die Folge von Nervenschäden und Durchblutungsstörungen. Betroffene spüren kleine Verletzungen an den Füßen kaum, weshalb sie nicht oder nicht ausreichend behandelt werden. Daraus können offene Wunden entstehen, die wegen unzureichender Durchblutung nur sehr schlecht oder gar nicht heilen.
Psychische Folgen
Diabetes mellitus bestimmt häufig den Alltag der betroffenen Personen. Regelmäßiges Blutzuckermessen und der Fokus auf eine gesunde Ernährung und ausreichende Bewegung kann bei vielen Patienten dauerhaften Stress auslösen, den sogenannten „Diabetes-Disstress“.
Diabetes mellitus geht oft mit Sorgen, Ängsten und depressiven Verstimmungen einher. Besonders bei Typ-2-Diabetes steht die Insulinresistenz im Verdacht, depressive Symptome zu begünstigen. Das Risiko für Depressionen ist etwa doppelt so hoch wie bei Menschen ohne Diabetes. Etwa 10 Prozent der Betroffenen leiden unter einer Depression, rund 25 Prozent unter leichten depressiven Symptomen.
Schwangerschaftsdiabetes
Außer Diabetes Typ 1 und Typ 2 gibt es Mischformen und weitere, seltene Formen wie den Schwangerschaftsdiabetes. Dieser ist dem Typ-2-Diabetes sehr ähnlich, tritt aber erstmals während der Schwangerschaft aufgrund hormoneller Veränderungen auf. In vielen Fällen pendelt sich der Zuckerstoffwechsel nach der Schwangerschaft wieder ein. Trotzdem haben Frauen mit Schwangerschaftsdiabetes später ein erhöhtes Risiko, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.

So kann man vorbeugen
Bei Typ-1-Diabetes handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung. Deshalb ist es nicht möglich, ihm vorzubeugen. Bei Typ-2-Diabetes hingegen gibt es einige Faktoren, die eine Erkrankung begünstigen. Zu unterscheiden sind nicht beeinflussbare Faktoren wie das Alter und die genetische Veranlagung und beeinflussbare Faktoren. Dazu zählt unter anderem ein ungesunder Lebensstil, insbesondere Übergewicht, Bewegungsmangel, eine unausgewogene Ernährung sowie das Rauchen.
Hier finden Sie einige Informationen und Tipps für eine gesunde Ernährung: www.vividabkk.de/ausgewogen-lecker
Prävention
Jede und jeder Einzelne kann eine Menge dafür tun, um Typ-2-Diabetes vorzubeugen. Dabei spielt der Lebensstil eine entscheidende Rolle: Wer sich ausgewogen ernährt, d. h. ballaststoffreich und zuckerarm, nicht raucht, sich viel bewegt und sportlich betätigt, reduziert das Risiko erheblich, an Typ-2-Diabetes zu erkranken.
Personen mit erhöhtem Diabetes-Risiko, beispielsweise durch genetische Veranlagung oder andere Erkrankungen, können das Auftreten von Typ-2-Diabetes mit Hilfe der oben genannten Maßnahmen häufig um einige Jahre verzögern. Ob sich eine Erkrankung dadurch komplett vermeiden lässt, ist bislang noch nicht eindeutig geklärt.
Wie wird Diabetes mellitus behandelt?
Typ-1-Diabetes
Typ-1-Diabetes kann aktuell nicht geheilt werden. Mediziner forschen jedoch an speziellen Antikörpern, die das Fortschreiten der Erkrankung bei Patienten mit neu diagnostiziertem Typ-1-Diabetes verhindern. Typ-1-Diabetiker müssen regelmäßig ihren Blutzucker messen – entweder mit Hilfe eines Messgerätes und Blutstropfen oder mit Hilfe eines Sensors auf der Haut, der kontinuierlich und lückenlos den Gewebezucker misst.
Je nach Höhe des Blutzuckerwerts müssen sich Patienten Insulin zuführen. Dabei können sie zwischen verschiedenen Möglichkeiten wählen: Spritze, Pen, Insulinpumpe oder moderne Kombinationssysteme aus Insulinpumpe mit Sensor. Außerdem sind verschiedene Insuline verfügbar. Betroffene sollten hier mit ihrer Ärztin oder ihrem Arzt die individuell passende Therapie besprechen.
Typ-2-Diabetes
Der erste Schritt bei der Behandlung von Typ-2-Diabetes ist eine Änderung des Lebensstils, um den Zuckergehalt im Blut zu senken. Ungefähr die Hälfte der Menschen mit der Diagnose Typ-2-Diabetes könnte durch eine ausgewogene Ernährung, ausreichende Bewegung und in vielen Fällen eine Gewichtsabnahme ohne Medikamente gut leben. Betroffene, die den Zuckerstoffwechsel dadurch nicht ausreichend regulieren können, erhalten blutzuckersenkende Medikamente, sogenannte Antidiabetika. Diese werden entweder als Tablette eingenommen oder in das Unterhautfettgewebe gespritzt.
Ähnlich wie Typ-1-Diabetes kann bei fortgeschrittenem Typ-2-Diabetes eine Insulintherapie erforderlich werden, wenn der Körper nicht mehr in der Lage ist, genügend Insulin zu produzieren.
Warum erkranken Ihrer Meinung nach immer mehr Menschen an Diabetes mellitus?
Wir Menschen sind von der Natur dafür konstruiert, durch die Landschaft zu streifen, frische Lebensmittel zu sammeln und stressfrei zu leben. Je mehr wir uns von diesem archaischen Muster entfernen, desto höher ist das Risiko für Diabetes mellitus.
Sie haben Ihre eigene Typ-2-Diabetes-Erkrankung in den Griff bekommen. Wie ist Ihnen das gelungen?
Die Basistherapie bei Typ-2-Diabetes besteht aus gesunder Ernährung, körperlicher Bewegung und Stressvermeidung. Das habe ich konsequent umgesetzt. Allerdings steckt die Tücke im Detail: Süßstoff ist beispielsweise kontraproduktiv und Fettiges hilfreich. Man muss sich also sehr intensiv mit seiner Ernährung beschäftigen.
Was geben Sie betroffenen Menschen mit auf den Weg?
Kurzfristige Diäten sind meist nicht hilfreich. Nur eine Umstellung der Ernährung hilft. Das Wichtigste ist der Verzicht auf industrielle Kost, Chemie und Haushaltszucker. Die ersten drei Tage sind wirklich hart. Aber das liegt nicht an der neuen gesunden Ernährung, sondern an den süchtigmachenden Faktoren in herkömmlicher westlicher Kost. Gesundes Leben hat nichts mit Askese zu tun. Ich schlemme mehr als früher. Ich bin überzeugt, dass viele Diabetiker mit Typ 2 ohne Medikamente mit guten Blutzuckerwerten leben könnten, wenn sie sich bewusst ernähren würden.