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Stressball, Brainkinetik, Entspannung, Stress

Stressball

Kleiner Ball, große Wirkung

Stressbälle gibt es in allen möglichen Formen und Farben, manchmal sogar mit lustigen Knautschgesichtern. Die Idee: Man drückt den weichen Ball mit der Hand fest zusammen. Das soll psychischen Druck abbauen und für Entspannung sorgen.

Der Sportpsychologe Jürgen Beckmann von der Technischen Universität München hat diese Methode etwas genauer unter die Lupe genommen. Dabei ging es ihm vor allem um das Phänomen "Choking Under Pressure", bei dem Sportler unter Druck ihre Leistungsfähigkeit verlieren. Für seine Studie setzte er 289 wettkampferprobte Rechtshänderinnen und Rechtshänder unter Stress. Linkshänderinnen und Linkshänder wurden von der Analyse ausgeschlossen, da die Sprachzentren und die damit verbundene aufmerksame Kontrolle bei Menschen mit dominanter linker Hand nicht eindeutig in der linken Hirnhälfte lokalisiert werden kann. Dann reichte er ihnen einen Stressball. Die Sportlerinnen und Sportler sollten den Ball vor der Wettkampfsituation mit der linken Hand drücken. Die Ergebnisse waren beeindruckend: Die Leistung der Probanden verbesserte sich nachweislich – und die Fehlerquote sank.

Das Prinzip Stressball: Weniger denken, mehr automatisieren

Das Konzept "Stressball" basiert auf der Wechselwirkung zwischen unseren beiden Gehirnhälften: Während die rechte Gehirnhälfte bei automatisierten Bewegungsabläufen aktiviert wird, konzentriert sich die linke Gehirnhälfte stärker auf die Aufgabe selbst. Unter Druck neigt die linke Gehirnhälfte dazu, die Kontrolle zu übernehmen und die Aufgabe bewusst zu steuern, anstatt sie in automatisierten Bewegungen auszuführen. Das Quetschen des Stressballs mit der linken Hand aktiviert die rechte Gehirnhälfte, die für automatisierte Abläufe (antrainierte Gewohnheiten) zuständig ist. Kurz gesagt: Der Stressball sorgt dafür, dass wir weniger über die Aufgabe nachdenken, die wir bewältigen sollen und stattdessen automatisch bzw. gewohnheitsmäßig handeln.

Wunderwaffe gegen Stress

Der moderne Mensch steht zwar eher selten vor lebensbedrohlichen Situationen wie unsere Vorfahren in der Steinzeit, doch unser Körper reagiert auf Stress immer noch sehr ähnlich. Denn Stress fördert die Ausschüttung von Hormonen wie Cortisol und Adrenalin. Das versetzt uns in Alarmbereitschaft auch dann, wenn der Auslöser nicht lebensbedrohlich ist. Und hier kommt der Stressball ins Spiel. Das Quetschen ermöglicht uns, die überschüssige Energie, die sich in Stresssituationen aufbaut, kontrolliert abzubauen.

Auch im Berufsalltag kann der Stressball somit hilfreich sein. Wenn du beispielsweise vor einer Präsentation nervös bist oder in einem Verkaufsgespräch souveräner auftreten möchtest, kann das Drücken des Stressballs deine Konzentration fördern und dir helfen, auf deine Fähigkeiten und die erlernten Strategien zurückzugreifen.

Tipps für die Anwendung des Stressballs im Alltag

Ein Stressball ist keine teure Anschaffung. Einfache Modelle sind schon für wenige Euro zu haben. Spezielle Stressbälle mit Duftstoffen oder aus besonderen Materialien kosten bis zu zwanzig Euro. In stressigen Alltagssituationen kann ein Stressball die Anspannung auf verschiedene Art lösen:

Wenn du unter Druck stehst, aber gleichzeitig besonders viel leisten möchtest, versuche mit dem Stressball deinen „Autopiloten“ zu starten: Quetsche den Ball mit der linken Hand und aktiviere so die automatisierten Abläufe in deinem Gehirn.

Drücke den Stressball mit deinen Fingern kräftig zusammen. Du kannst auch nur mit deinem Daumen darauf drücken oder ihn gegen eine Wand werfen, um die aufgestaute Energie abzubauen.

Mache Übungen, bei denen du den Stressball von einer Hand in die andere wirfst. Du kannst auch versuchen, ihn im Sitzen mit den Füßen zu fangen oder jeden Finger nacheinander um den Ball zu legen. Solche Übungen lenken deine Gedanken vom Stress ab und fördern die Entspannung.

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