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Interview, Radsport, Olympiasiegerin, Sport, Franziska Brauße

Kopf, Beine, Familie

Beim Sport kommt es auf Körper, Geist und das soziale Umfeld an – sagt Franziska Brauße, Radsportlerin und Olympiasiegerin, im Interview.

Sie sind Olympiasiegerin, mehrfache Welt-, Europa- und Deutsche Meisterin sowie Trägerin des Silbernen Lorbeerblatts, der höchsten sportlichen Auszeichnung der Bundesrepublik Deutschland. Und das schon mit 24 Jahren. Erzeugt das Erfolgsdruck?

Selbst mache ich mir nicht so den Druck, denn die Olympiamedaille liegt ja schon zu Hause (lacht). Hätte ich es mir aussuchen können, dann wäre der Erfolg in meiner Karriere später gekommen. Druck entsteht eher von außen, denn die Leute fordern nun: Weil ich schon das eine erreicht habe, müsse ich auch noch das andere gewinnen. Doch ich habe einen guten Weg gefunden, damit umzugehen. Dazu gehört, trotz der großen Erfolgen weiterzumachen. Und gegen eine zweite Olympiamedaille habe ich natürlich nichts einzuwenden. Der Weltrekord in der Einerverfolgung wäre noch ein weiteres persönliches Ziel.

Wie schaffen Sie es, im Rennen konzentriert zu fahren – beispielsweise in der Enge des Pelotons, dem Hauptfeld im Straßenrennen?
Tatsächlich schalte ich den Kopf dabei aus und denke gar nicht so darüber nach, was passieren könnte. Das ist etwas, was man sich als Sportlerin von Anfang an selbst beibringen muss.

Vergangenes Jahr bei der Bahnrad-WM in Paris starteten Sie schnell, konnten das Tempo so nicht halten, Ihre Konkurrentin holte Sie fast ein. Wie haben Sie es dann doch geschafft, nochmal alles zu geben und zu gewinnen?
Das ist eine gute Frage! Auf dem Rad bekommt man nicht direkt mit, wie weit eine Konkurrentin voraus oder hinterher ist. Allerdings wusste ich, dass sie aufholt, als mein – an sich ruhiger – Trainer am Rande der Bahn laut wurde. Dann habe ich nochmal alles gegeben. Es lag dann wohl an der Willenskraft, um alles rauszuholen – trotz schmerzender Beine.

Welche Rolle spielt die mentale, die körperliche und die soziale Gesundheit für Sie als Profisportlerin – und was tun Sie dafür?

Alle drei Punkte sind wichtig. Sie ergänzen sich gegenseitig und nur wenn alle Aspekte passen, ist man auch erfolgreich. Mental fit zu sein ist in den entscheidenden Phasen beispielsweise genauso wichtig wie die körperliche Fitness. Denn wenn man im Rennen nicht genug Willenskraft und Vertrauen in sich hat, dann bringt das beste Training nichts. Ich habe keinen Mentalcoach wie manch andere Sportler. Auf einen Wettkampf bereite ich mich nur mit den immer gleichen Abläufen vor. Sie geben mir Sicherheit – wie auch mein Umfeld aus Teamkolleginnen, Trainer und Familie. Bei Bahnwettkämpfen trage ich eine Kette von meinem Freund am Sport-BH. Der mentale Aspekt, die Kette dabeizuhaben, ist mir wichtiger als die paar Gramm, die ich damit einsparen könnte. Beim Warmup höre ich eine Playlist mit den immer gleichen Liedern und fahre mich dann 45 Minuten auf der Rolle warm. Und ganz wichtig: Es muss eine Viel-Erfolg-Nachricht von meinem Freund geben.

Bild: Nadine Wilmanns

Worauf achten Sie bei der Ernährung?
Früher wollte ich vom Ernährungscoach einen Ernährungsplan erstellt bekommen. Jetzt möchte ich aber selbst entscheiden, was ich esse. Wenn ich auf dem Rad gesessen habe, dann habe ich genug Kalorien verbrannt, um auch mal eine Pizza essen zu können. Es kommt darauf an, bewusst zu essen. Manche Sportlerinnen bei mir im Team wiegen ihr Essen ab denen der Ernährungscoach etwas vorgibt. Mein Trainer sagt mir nur, was ich im Training essen soll.

Sind auf der Couch auch mal Chips drin?
Ich esse auch mal Chips oder Eis – aber alles in Maßen. Als gesunden Snack schneide ich einen Apfel oder anderes Obst auf.


Was raten Sie Menschen, die anfangen möchten, Sport zu treiben?

Es ist vor allem wichtig, sich regelmäßig zu bewegen – egal, ob 20 Minuten oder eine Stunde. Nur wer das tut, bleibt dran.


Wie gelingt Ihnen als Profisportlerin eine Balance zwischen Training, Wettbewerb und Privatleben?
Die meiste Zeit verbringe ich mit Training. Sportlerin sein ist eben ein Vollzeit-Job, der nicht einfach nach dem Training aufhört. Ich treffe mich aber gerne mit Freunden oder der Familie und versuche eine gesunde Balance zu finden, so dass alles seinen Platz hat. Denn mein soziales Umfeld bietet mir Rückhalt – beispielsweise nach Rückschlägen – und die Möglichkeit, außerhalb des Sports auch über andere Dinge zu sprechen.

Warum ist Radfahren eine großartige Sportart?
Radfahren ist eine mega Sportart, weil man sich an der frischen Luft bewegt und dabei neue Dinge in der Region kennenlernt. In einer Gruppe Rad zu fahren ermöglicht, neue Leute kennenzulernen und neue Freunde zu finden. Und natürlich ist es ein gutes Ausdauertraining.

Radfahren ist gut für die Gesundheit. Deswegen unterstützen wir die Deutsche Radmeisterschaft als Gesundheitspartner.

Sportmedizinische Untersuchung

Wer noch nie Sport getrieben hat oder nach längerer Pause wieder loslegen möchte, sollte es langsam angehen lassen und mit einer sportmedizinischen Untersuchung mögliche Risiken abklären. Wir erstatten Ihnen alle zwei Jahre maximal 100 Euro.
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