Einsamkeit ist ein Gefühl, das jeder kennt, aber kaum jemand offen anspricht. Sie kann uns leise und stetig begleiten oder uns urplötzlich überrollen. Und das ganz unabhängig davon, ob wir alleine leben oder jeden Tag Partner und Kinder um uns haben. Gerade im digitalen Zeitalter, in dem wir eigentlich ständig vernetzt sind, unterschätzen wir schnell, was Einsamkeit in uns bewirken kann. Doch was passiert eigentlich genau mit uns, wenn wir uns einsam fühlen; und noch viel wichtiger: Was können wir dagegen tun?
Mit der Einsamkeit ist es so eine Sache: Jeder nimmt sie unterschiedlich wahr und auch der Leidensdruck, der aus der Einsamkeit resultieren kann, variiert von Mensch zu Mensch. Einsamkeit ist auch keine medizinisch anerkannte Diagnose und kein Krankheitsbild. Und doch bezeichnete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sie als „Pandemie des 21. Jahrhunderts“. Die WHO geht davon aus, dass weltweit zwischen fünf und 15 Prozent der Jugendlichen und einer von vier Erwachsenen betroffen sind. Einsamkeit betrifft alle Altersgruppen und zieht sich auch durch alle sozialen Gefüge.
Was genau ist eigentlich Einsamkeit?
Von Einsamkeit sprechen wir immer dann, wenn die sozialen Beziehungen und Kontakte nicht mit unseren persönlichen Bedürfnissen und Wünschen übereinstimmen. Einsamkeit ist also immer ein subjektives Gefühl, das man nicht pauschalisieren kann. Auch unterscheidet sich die Einsamkeit vom Begriff des Alleinseins. Das Alleinsein kann für viele Menschen etwas sehr Wohltuendes sein und einen Zeitraum beschreiben, in dem man die soziale Batterie wieder auflädt.
Einsam ist man dann, wenn man unter dem Alleinsein leidet und sich nach Bindung, Liebe oder Anerkennung sehnt. Besonders betroffen sein können:
- ältere Menschen, die ihren Lebenspartner oder Freunde verloren haben
- junge Erwachsene in Umbruchphasen, zum Beispiel nach einem Umzug
- Alleinerziehende
- Menschen, die unter psychischen Belastungen leiden
- Menschen, die durch verstärkte digitale Kommunikation reale Kontakte vernachlässigen
Was kann Einsamkeit mit unserem Körper und unserer Seele machen?
Einsamkeit ist nicht einfach nur ein unangenehmes Gefühl. Soziale Isolation kann tiefgreifende Auswirkungen auf unsere körperliche und mentale Gesundheit haben. Denn wenn wir uns einsam fühlen, bedeutet das für unseren Körper Stress und das Stresshormon Cortisol wird ausgeschüttet. In zahlreichen Studien wurden die vielfältigen Auswirkungen, die Einsamkeit auf uns haben kann, erforscht.
Mögliche körperliche Auswirkungen:
- Schlafstörungen, Müdigkeit und damit einhergehender Leistungsabfall
- Verspannungen und Kopfschmerzen
- Cortisol begünstigt Krankheiten wie Diabetes oder Bluthochdruck
- Geschwächtes Immunsystem
- Erhöhtes Risiko für Herz-Kreiskauf-Erkrankungen
- Erhöhtes Demenz-Risiko
Mögliche mentale Auswirkungen:
- Angstzustände oder Panikattacken
- Begünstigung von Depressionen
- Nervosität, Reizbarkeit und ein erhöhtes Stresslevel
Die WHO vertritt sogar die Meinung, dass Einsamkeit sich ähnlich wie Rauchen oder körperliche Inaktivität auf das Sterberisiko auswirkt. Im Umkehrschluss kann sich ein gefestigtes soziales Umfeld mit gesunden Bindungen positiv auf die Lebenserwartung auswirken.

Digital verbunden und trotzdem einsam?
Das Besondere an der Einsamkeit aus heutiger Sicht ist es, dass sie auch oder gerade dann, wenn wir durch Soziale Medien und Netzwerke eigentlich ständig mit Freunden und Followern verbunden sind, besonders stark zutage treten kann. Wir erleben dann ein starkes Ungleichgewicht zwischen der Anzahl an Freunden, mit denen wir online interagieren, und dem Gefühl der sozialen Isolation, das in uns wächst. Gerade Kinder und Jugendliche können unter Umständen stark gefährdet sein, echte Nähe zu verlernen. Im schlimmsten Fall fühlen sie sich zudem durch die vermeintlich perfekte Welt, die sie Tag für Tag online sehen, abgehängt und unzureichend.
Stärken Sie Ihr seelisches Gleichgewicht mit festen Tagesabläufen und Aktivitäten wie zum Beispiel Mindful Running oder Yoga. So bekommen Sie ein Gefühl dafür, dass Ihr Glück und Ihre innere Balance nicht allein von sozialen Kontakten abhängen.
Geben Sie auch kleinen Begegnungen Raum. Schon das kurze Gespräch mit der Nachbarin oder dem Kollegen auf der Arbeit kann Nähe schaffen. Und wenn Sie bereit dafür sind: Engagieren Sie sich doch in einem Verein oder einer gemeinnützigen Einrichtung. Oft suchen Seniorenheime Paten, die mit einsamen Bewohnern spazieren gehen. So helfen Sie gleich noch einem Leidensgenossen.
Nicht alle Angebote, die online stattfinden, müssen sich schlecht auf Ihr Bindungsgefüge auswirken. Es gibt auch unterstützende Online-Communitys und Video-Telefonie-Freundschaften, die Ihnen guttun können, wenn es Ihnen im realen Leben noch schwerfällt, Kontakte zu knüpfen.
Weitere Informationen, um sich digital eine Auszeit zu nehmen, lesen Sie hier.
Sobald Sie merken, dass Sie Probleme damit haben, alleine aus der Einsamkeit zu kommen und Sie Ihre Situation als sehr belastend empfinden, sollten Sie sich Unterstützung suchen. Das kann in einem ersten Schritt in Ihrem Familienumfeld, bei Ihrem Arzt, bei einer Beratungsstelle oder bei einem Therapeuten sein.
Wenn Sie den Eindruck haben, Ihr Kind, Partner oder der Arbeitskollege könnte unter Einsamkeit leiden, bieten Sie aktiv Unterstützung an. Mehr als ein „Nein, danke“ kann nicht passieren und vielleicht ist ein kurzes, freundliches Gespräch für Ihr Gegenüber schon der erste Schritt in die richtige Richtung.
Als unterstützende Leistung der vivida bkk gibt es das Stresstelefon, das ein guter erster Schritt auf Ihrem Weg aus der Einsamkeit sein kann. Ihr Gespräch bleibt anonym und vertraulich und Ihre Ansprechpartnerin, die Diplom-Psychologin Andrea Bahnsen, ist ausgebildete Systemische- und Familientherapeutin, die Ihnen in schwierigen Situationen zur Seite steht. Gemeinsam mit ihr können Sie mögliche Lösungsansätze besprechen. Nutzen Sie hierfür ganz einfach das Kontaktformular. Frau Bahnsen wird sich daraufhin zeitnah mit Ihnen in Verbindung setzen.