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Gehirn, Synapsen im Gehirn, psychische Erkrankungen, Nervenheilkunde, Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik, Stress, chronischer Stress, Aufbau und Funktionen des Gehirns, Amygdala, Angststörungen, Depressionen, Burnout, Substanzmissbrauch, Suchterkrankungen, mentale Gesundheitsprobleme, Einsamkeit
Illustration einer Person mit einer Wolke über dem Kopf

Von Synapsen und Seele

Gehirn und Psyche

Unsere Psyche und körperliche Gesundheit sind eng verknüpft und ihr Gleichgewicht beeinflusst maßgeblich unsere Lebensqualität.

Stressiger Alltag, mehr Single-Haushalte statt Großfamilien und Social Media statt persönlicher Kontakte? Das sind nur einige Gründe, warum psychische Erkrankungen zunehmen. Diese reichen von leichten Erschöpfungsgefühlen bis hin zu schweren Erkrankungen. Laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde erfüllt mehr als jeder vierte Erwachsene in Deutschland die Kriterien einer psychischen Erkrankung – das sind rund 18 Millionen Menschen.

Auch organische Ursachen wie Schilddrüsenerkrankungen, chronische Schmerzen, Vitaminmangel oder hormonelle Ungleichgewichte können unsere Psyche belasten. Umgekehrt beeinflusst unser seelisches Befinden körperliche Erkrankungen: Chronischer Stress kann den Blutzuckerspiegel erhöhen und den Blutdruck ansteigen lassen. Folgeerkrankungen sind vorprogrammiert. Unsere Psyche ist vielschichtig – schenken wir ihr mehr Aufmerksamkeit.

Drei Mythen und Fakten zum Gehirn

Nutzen wir nur zehn Prozent unseres Gehirns?
Fakt: Das gesamte Gehirn arbeitet, auch wenn nicht alle Bereiche gleichzeitig aktiv sind.

Regenerieren sich Gehirnzellen nicht?
Fakt: Studien zeigen, Nervenzellen, sogenannte Neurone, können sich auch im Gehirn erwachsener Menschen neu bilden. Diese wichtige Erkenntnis ist allerdings noch relativ jung.

Kann Gehirntraining die Intelligenz massiv steigern?
Fakt: Es verbessert spezifische Fähigkeiten, aber nicht die allgemeine Intelligenz

Unter Psyche versteht man die Gesamtheit unserer Persönlichkeitsmerkmale, also Gedanken, Gefühle und Verhaltensweisen, die im Gehirn entstehen.

Aufbau und Funktionen des Gehirns

Unser komplexestes Organ für zahlreiche lebenswichtige Funktionen.

Das Gehirn, das geheimnisvolle Zentrum unserer Existenz, lenkt unsere Bewegungen, ermöglicht uns die Wahrnehmung der Welt, bewahrt unsere Erinnerungen und reguliert unsere Emotionen. Es gliedert sich in drei Hauptbereiche: das Großhirn, das Kleinhirn und den Hirnstamm. Das Großhirn (Cerebrum) ist das Machtzentrum für kognitive Funktionen wie Denken, Lernen und das Gedächtnis. Es teilt sich in zwei Hemisphären (Gehirnhälften), die jeweils vier Hauptlappen umfassen.

Frontallappen (Stirnlappen) steuert Entscheidungen, Problemlösungen und Bewegungen. Er reguliert auch komplexe kognitive Prozesse und Verhaltensweisen. Der Parietallappen (Scheitellappen) verarbeitet sensorische Informationen wie Berührung, Temperatur und Schmerz und hilft bei der räumlichen Orientierung. Der Temporallappen (Schläfenlappen) ist für Hören und Sprachverständnis zuständig und speichert Erinnerungen. Der Okzipitallappen (Hinterhauptlappen) interpretiert visuelle Informationen und ermöglicht das Sehen.

Das Kleinhirn (Cerebellum) liegt unter dem Großhirn und koordiniert Feinmotorik und Gleichgewicht. Der Hirnstamm verbindet das Gehirn mit dem Rückenmark und steuert grundlegende Lebensfunktionen wie Atmung und Herzschlag. Nervenzellen (Neuronen) sind miteinander durch Synapsen verbunden, an denen Signale in Form von Neurotransmittern oder elektrischen Impulsen übertragen werden. Dies stellt die Basis der Informationsübertragung (Kommunikation) dar. Ohne diese präzise Abstimmung wäre keine Gehirnfunktion möglich.

Die Gefühlswelt in unserem Gehirn

Amygdala – das Zentrum der Emotionen und Erinnerungen.
Illustration eines Kopfes mit Gehirn und außen herum Emojis mit verschiedenen Gefühlsausdrücken

Tief in den medialen Temporallappen unseres Gehirns sitzt die Amygdala, eine mandelförmige paarige Struktur, die als Mittelpunkt unserer emotionalen Welt gilt. Sie ist der Dreh- und Angelpunkt für die Entstehung und Verarbeitung von Gefühlen wie Angst, Wut und Freude. Diese kleine, aber mächtige Region ist untrennbar mit unserem Gedächtnis verknüpft, insbesondere mit emotionalen Erinnerungen. Die Amygdala beeinflusst maßgeblich unser Verhalten und unsere Reaktionen auf bedrohliche Situationen. Doch Vorsicht: Anhaltender Stress kann diese empfindliche Struktur überaktivieren, was zu chronischen Angstzuständen und emotionaler Instabilität führen kann.

der Befragten
in Deutschland geben an, dass Trauerfälle bei ihnen Stress und Ängste auslösen. Auch soziale Isolation und Einsamkeit wurden häufig als Auslöser für Stress und Ängste genannt.

10.000

Kinder
kommen pro Jahr alkoholgeschädigt mit geistigen oder körperlichen Einschränkungen auf die Welt, weil die Mütter während der Schwangerschaft Alkohol getrunken haben.

9

Millionen
Menschen in Deutschland haben laut der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen e. V. (DHS) einen problematischen Alkoholkonsum.

27,8

Prozent
der erwachsenen Bevölkerung in Deutschland sind von einer psychischen Erkrankung betroffen. Die häufigsten sind Angststörungen, Depressionen sowie Alkohol- und Drogenabhängigkeit.

Wenn der Alltag zur Last wird

Was steckt hinter Angststörungen, Depressionen und Substanzmissbrauch und was kann man dagegen tun?
Illustration einer zitternden Person
Angststörungen

Sie sind weit verbreitet und können Panikattacken oder Angst vor bestimmten Orten oder Dingen beinhalten. Die Ursachen sind vielfältig und reichen von genetischen über biologische bis hin zu Umweltfaktoren. Das Gehirn, insbesondere die Amygdala, arbeitet bei einer Angststörung auf Hochtouren und reagiert übermäßig auf Stress und mögliche Bedrohungen. Auch das Gleichgewicht der Neurotransmitter wie Serotonin und Noradrenalin ist gestört, wodurch die Emotionen aus dem Gleichgewicht geraten. Verhaltenstherapien und Medikamente sind wirksame Behandlungen.

Illustration einer Person die zusammengekauert dasitzt. Regen fällt auf sie.
Depressionen oder Burnout

Betroffene von Depressionen sind oft dauerhaft niedergeschlagen und antriebslos und haben kein Interesse mehr an Aktivitäten. Burnout, oft eine Folge von chronischem Stress, zeigt ähnliche Symptome, konzentriert sich aber auf die Erschöpfung im Alltag – und braucht einen langen Vorlauf bis zum vollständigen Ausgebranntsein. Die Ursachen für Depressionen sind komplex: Sie reichen von genetischen Veranlagungen über biochemische Ungleichgewichte im Gehirn bis hin zu Stress und traumatischen Erlebnissen. Psychotherapie – speziell die kognitive Verhaltenstherapie sowie die interpersonelle Therapie – und Antidepressiva können helfen.

Illustration einer Person mit einer großen Spritze unter dem Arm und einer Flasche Gift in der Hand
Substanzmissbrauch

Übermäßiger Konsum von Alkohol, Drogen oder anderen Substanzen findet sich in allen Gesellschaftsschichten. Die Ursachen für Abhängigkeit und Sucht sind auch hier vielfältig: genetische Veranlagung, psychische Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen, Stress, Traumata und der Einfluss der Peergroup. Drogen und Alkohol beispielsweise beeinflussen das Belohnungssystem, insbesondere den Botenstoff Dopamin, der Freude und Belohnung vermittelt – mit der Zeit verlangt das Gehirn aber immer größere Mengen.

Neurotransmitter sind biochemische Stoffe, welche Reize von einer Nervenzelle zu einer anderen Nervenzelle oder Zelle weitergeben, verstärken oder modulieren.

Sucht hat viele Gesichter

Auch Suchterkrankungen sind Aspekte der mentalen Gesundheit.

Es gibt die substanzbezogene Sucht (wie Alkohol- oder Nikotinsucht) oder verhaltensbezogene Sucht (wie Spieloder Internetsucht). Anzeichen einer Sucht sind starkes Verlangen, Kontrollverlust, Entzugserscheinungen und Vernachlässigung sozialer und beruflicher Pflichten. Der erste Schritt zur Überwindung der Sucht ist die Selbsterkenntnis, das eigene Eingeständnis einer Abhängigkeit, und daraus folgend der Wunsch nach Hilfe. Eine Suchttherapie umfasst fünf Phasen: Information und Motivation, Entgiftung, Entwöhnung, Nachsorge und Selbsthilfe. Suchtberatungsstellen bieten erste Hilfe und Orientierung. Bei substanzbezogenen Süchten ist eine Entgiftung in der Klinik notwendig, gefolgt von einer Entwöhnungstherapie. Nach der Entwöhnung folgt dann in der Regel eine ambulante Nachsorge, unterstützt von Selbsthilfegruppen.

Die vivida bkk begleitet ihre Kundinnen und Kunden und bietet hierfür umfangreiche Informationen und Unterstützung:www.vividabkk.de/sucht

Hilfe, um in ein Gleichgewicht zu kommen

Sie fühlen sich gestresst, haben Ängste, Sorgen oder Probleme? Die vivida bkk bietet Ihnen telefonische Unterstützung – auch auf Englisch. Unsere Diplom- Psychologin Andrea Bahnsen berät Sie persönlich, kostenlos und selbstverständlich vertraulich in allen Lebenslagen:
www.vividabkk.de/stresstelefon

KOMPASS ist ein psychologisches Unterstützungsprogramm unseres Gesundheitspartners IVPNetworks. Ein erfahrenes Team aus Fachärzten, Psychologen und Psychotherapeuten bietet Ihnen individuelle Orientierung und Hilfe auf Ihrem Weg zu körperlichem und mentalem Gleichgewicht. Mehr Informationen unter:
www.vividabkk.de/kompass

Zusätzlich können Apps bei psychischer Belastung helfen. Es gibt sogenannte Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGAs) beispielsweise zur Stressbewältigung sowie zur Unterstützung bei Depressionen oder Angststörungen. Für die Nutzung von DiGAs ist eine ärztliche Verschreibung nötig. Die digitalen Helfer lassen sich flexibel in den Alltag integrieren. Mehr Informationen unter:
www.vividabkk.de/diga

Beim Vorsorgeprogramm „Starke Kids“ gibt es ein einmaliges Depressionsscreening für 12- bis 17-Jährige: www.vividabkk.de/starke-kids

Warnsignale der Psyche

Anzeichen von mentalen Gesundheitsproblemen sind vielfältig und oft subtil.

Anhaltende Müdigkeit, tiefe Erschöpfung, Schwierigkeiten abzuschalten und Schlafstörungen über einen längeren Zeitraum sind Symptome eines psychischen Ungleichgewichts. Im Gespräch mit einer Ärztin oder einem Arzt werden die Krankengeschichte und die Lebensgewohnheiten des Patienten genau unter die Lupe genommen. So können Anzeichen für Depressionen oder Angstzustände erkannt werden. Körperliche Untersuchungen wie Blutdruckmessung, Schilddrüsen- und Blutuntersuchung sowie neurologische Tests können zudem Krankheiten aufdecken, die sich auf die psychische Gesundheit auswirken. Auf der Grundlage der Ergebnisse können die Ärztin oder der Arzt psychologische Beratung, eine passende Therapie oder weitere spezialisierte Untersuchungen durch eine Fachärztin oder einen Facharzt empfehlen.

Einsamkeit überwinden

Ihre Auswirkungen auf das seelische Wohlbefinden.

In Deutschland fühlt sich etwa ein Viertel der Erwachsenen einsam. Das „Einsamkeitsbarometer 2024“ zeigt, dass dieses Gefühl zunimmt: Bei den über 18-Jährigen stieg die gefühlte Einsamkeit von acht Prozent im Jahr 2017 auf 28 Prozent im „Corona-Jahr“ 2020 und lag 2021 bei etwa elf Prozent. Einsamkeit beeinflusst Gehirn und Körper stark und kann zu ernsthaften psychischen und physischen Problemen führen.

Das kann gegen Einsamkeit helfen:

Hilfe für Personen mit Suchterkrankungen

Angehörige können Betroffenen helfen, indem sie aktiv zuhören, geduldig bleiben und nicht urteilen. Sprechen Sie das Thema offen an, äußern Sie Ihre Besorgnis, ermutigen Sie Betroffene, professionelle Hilfe zu suchen, und begleiten Sie sie zu Arztbesuchen oder Beratungsstellen. Informieren Sie sich über die Krankheit und bieten Sie praktische Unterstützung im Alltag an. „Spielen“ Sie nicht mit beim Verheimlichen der Sucht.

Erste Hilfe erhalten Sie bei der

Telefonseelsorge unter 0800 111 0 111 oder 
0800 111 0 222 oder www.telefonseelsorge.de

Beratungsstellen, Selbsthilfegruppen und Hausärzte bieten weitere Informationen und Unterstützung.

Da diese Situation alle stark belastet, sollten auch Angehörige auf ihre eigene psychische Gesundheit achten und bei Bedarf Hilfe in Anspruch nehmen.

Tipp 1:
Fördern Sie eine offene Kommunikation innerhalb der Familie und sprechen Sie regelmäßig über Gefühle und Sorgen.

Tipp 2:
Pflegen Sie Ihr persönliches soziales Netz und Freizeitaktivitäten, um einen Ausgleich zu schaffen und Stress abzubauen.

Illustration zweier Menschen, die sich im Gespräch gegenübersitzen

Aktiv zuhören bedeutet, das Gesagte in eigenen Worten zusammenzufassen und dem Gegenüber zu spiegeln, sodass sie oder er dem zustimmen oder es richtigstellen kann.

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