Da kann man körperlich noch so fit sein – das allein reicht aber oft trotzdem nicht. Als etwa die deutsche Fußballnationalmannschaft im EM-Finale 1992 auf Dänemark traf, stand für viele Experten vorher schon fest: Die topfitte und spielstarke DFB-Elf um Stars wie Häßler, Brehme und Klinsmann wird Europameister. Immerhin ging es „nur“ gegen die Dänen. Also eine Truppe, die eigentlich gar nicht für die EM qualifiziert gewesen war. Zehn Tage vor der EM wurde Jugoslawien ausgeschlossen und Dänemark rückte kurzfristig nach. Vorbereitungszeit? Keine. Die meisten dänischen Spieler waren schon in Urlaubsstimmung – und die nahmen sie kurzerhand mit ins Turnier. Statt ausgewogener Sportlernahrung gab es etwa noch vor dem Halbfinale gegen die Niederlande einen gemeinsamen Besuch im Fastfood-Restaurant.
Nach dem Halbfinalsieg feierten die Dänen feuchtfröhlich bis fünf Uhr morgens – obwohl drei Tage später das Finale anstand. Das endete dann 2 : 0 für Dänemark. Gewonnen hatte nicht das Team mit der besseren Technik oder den fitteren Spielern, sondern das mit dem stärkeren Geist und dem harmonischeren Umfeld – also das mit dem ausgeglicheneren Gesamtpaket.
Alles in Balance
Die 92er-Dänen darf man sich durchaus auch beim Thema Gesundheit zum Vorbild nehmen. Nun gut, vielleicht nicht unbedingt, was die Fastfood-Vorliebe oder die ausufernde Halbfinalsiegfeier angeht, aber hinsichtlich des Blicks aufs große Ganze.
Auch bei der Gesundheit reicht es nicht, allein auf das Körperliche zu achten. „Eine gesunde Balance im Leben zu haben – darum geht es bei Gesundheit“, erklärt Thomas Gerlinger, Professor an der Fakultät für Gesundheitswissenschaften an der Universität Bielefeld. „Insofern ist die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den Begriff Gesundheit meiner Meinung nach sehr passend: Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, mentalen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.“ Vollständiges Wohlergehen sei zwar utopisch – niemandem gehe es immer gut –, aber es sei dennoch ein erstrebenswertes Ziel. Das kann jeder individuell anpacken – und das muss die Gesellschaft gemeinschaftlich anpacken.
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Alles super? Ob in der Familie, bei der Arbeit, im Alter – auf der Suche nach der individuellen Gesundheit lohnen sich die Fragen: Fühle ich mich wohl? Was kann ich ändern, um mein Wohlbefinden zu steigern?
Gesundheitsbegriff im Wandel
Tatsächlich wurde der Begriff der Gesundheit in der Vergangenheit immer wieder umgedeutet. Dem Philosophen Friedrich Nietzsche wird beispielsweise folgende Definition zugeschrieben: „Gesundheit ist dasjenige Maß an Krankheit, das es mir noch erlaubt, meinen wesentlichen Beschäftigungen nachzugehen.“ Demnach wäre eine ältere Dame mit Rheuma beispielsweise gesund, solange sie ihren Tag noch mit Müh und Not allein meistern kann. Eine Definition, die aus der Zeit gefallen ist.
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62
Prozent
der Befragten der Studie „Leben in Europa“ geben ihren Gesundheitsstatus als gut oder sogar sehr gut an.
Etwas weniger drastisch formuliert es in den 1960ern der Soziologe Talcott Parsons, der Gesundheit beschreibt als „Zustand optimaler Leistungsfähigkeit eines Individuums für die wirksame Erfüllung der Rollen und Aufgaben, für die es sozialisiert worden ist“. Einfach gesagt: Wer die ihm oder ihr von der Gesellschaft zugewiesenen Aufgaben erfüllen kann, ist gesund. Ein Haken dabei: Aufgaben und vor allem Rollen verändern sich in unserer Gesellschaft ständig – zudem lag der Fokus in der Vergangenheit sehr auf der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit. Hier verschiebt sich die Wahrnehmung allmählich zu einem umfassenderen Bild der Gesundheit. Dass sich unser Gesundheitsverständnis ändert, sieht man beispielsweise an der Gendermedizin, die erst in den vergangenen Jahren damit begonnen hat, Männer- und Frauengesundheit auch medizinisch differenzierter zu betrachten.
So unterscheiden sich Krankheitssymptome zwischen den Geschlechtern teilweise enorm, auch Medikationen müssen unterschiedlich aussehen. Klar ist: Gesundheit darf keine Geschlechterfrage sein.
Kopf und Umfeld im Blick
„Die Gesellschaft hat sich sehr lange auf körperliche Gebrechen und Krankheiten konzentriert, um zu definieren, wer krank ist und wer gesund. Heute wissen wir, dass die mentale und die soziale Ebene genauso bedeutend sind“, erklärt Gerlinger. „Themen wie übermäßiger Stress, Depressionen und Angststörungen sind heute zum Glück viel mehr im Fokus als noch vor einigen Jahrzehnten.
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Aber vor allem wird immer deutlicher, welche Rolle die sozialen Einflüsse spielen.“ Beispiel Arbeitsplatz: Viele Menschen empfinden Stress bei der Arbeit. Studien zeigen: Wer auf unterstützende Kollegen vertrauen kann, auf ein funktionierendes soziales Miteinander im Betrieb und im besten Fall sogar Mitbestimmungsrecht hat, kann Belastungen am Arbeitsplatz deutlich besser bewältigen.
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Das lässt sich auch auf andere Lebensbereiche ausweiten: „Freundschaften und funktionierende Beziehungen spielen beim Thema Gesundheit eine sehr wichtige Rolle“, sagt Gerlinger. „Es ist tatsächlich etwas dran an der Lebensweisheit: Geteiltes Leid ist halbes Leid – und geteilte Freude ist doppelte Freude.“
Gesundheit darf keine Geldfrage sein
Der soziale Aspekt spielt in unseren eigenen Beziehungen eine wichtige Rolle. Jede und jeder Einzelne kann sich fragen: Wie fördere ich unser gemeinsames Miteinander – etwa im Unternehmen, aber auch in der Beziehung? Welche Werte für ein gesundes Leben gebe ich in meiner Familie weiter?
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Gesunde Familie+ ist ein Onlineprogramm mit Angeboten für die Lebenswelt junger Familien: Dazu gehören beispielsweise Schwangerschaftskurse, Ratgeber für gesunden Kinderschlaf, Kurse zur Ersten Hilfe am Kind und Tipps zum Thema Medienkompetenz. www.vividabkk.de/veranstaltungen
Wie schaffe ich es, dass meine Kinder gesund aufwachsen? Gleichzeitig gibt es auch eine gesellschaftliche Verantwortung. „Nehmen wir etwa das Thema soziale Ungleichheit: Die hat eine gewaltige Auswirkung auf unsere Gesundheit – und damit auch auf unsere Lebenserwartung“, sagt Gerlinger. Tatsächlich zeigt eine Studie des Robert Koch- Instituts von 2019, dass Frauen aus der höchsten Einkommensgruppe im Schnitt 4,4 Jahre länger leben als jene aus der niedrigsten Einkommensgruppe. Bei Männern beträgt die Differenz sogar 8,6 Jahre. „Die Gesellschaft hat hier noch einiges zu tun. Wir müssen Arbeitsbedingungen verbessern, den Umweltschutz vorantreiben – und vor allem viel konsequenter Prävention betreiben, angefangen bei Kindern und Jugendlichen.
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Das Programm Starke Kids schließt die Versorgungslücken bei den gesetzlichen Vorsorgeuntersuchungen, zum Beispiel mit einer Elternberatung in der Schwangerschaft, einer zusätzlichen Augenuntersuchung, einer Sprachbeurteilung bei der U7 oder einem Depressionsscreening für Jugendliche. www.vividabkk.de/starke-kids
Vor allem aber darf eine gesunde Lebensweise nicht vom Geldbeutel abhängig sein“, mahnt Gerlinger. Personen aus bildungsbenachteiligten Schichten nehmen beispielsweise weniger häufig an Vorsorgeuntersuchungen teil. Dieser Herausforderung könne die Gesellschaft mit guter Betreuung und niedrigschwelligen Gesundheitsangeboten entschlossen entgegentreten, sagt Gerlinger und verweist auf einen weiteren WHO-Leitsatz: „Make the healthier choices the easier choices. Also sinngemäß: Ein gesunder Lebensstil sollte für jeden im Alltag einfach umzusetzen sein, ganz gleich, ob es um das Körperliche, das Mentale oder das Soziale geht.“ Kurzum: Das Gesamtpaket muss stimmen – bei der Gesundheit wie beim Fußball.
Ein Leben im gesunden Gleichgewicht – wie sieht das Ihrer Meinung nach aus?
Auch, wenn es erst einmal widersprüchlich klingt: Gesundheit bedeutet für jede und jeden individuell etwas anderes, lässt sich aber dennoch für alle gleich definieren: Um gesund zu sein, reicht es nicht, frei von körperlichen Gebrechen zu sein. Auch mental und sozial muss es passen, damit wir uns wirklich wohl fühlen. Dieser Mix aus körperlichem, mentalem und sozialem Wohlbefinden kann bei jedem Menschen anders aussehen. Aber nur wenn diese drei Säulen der Gesundheit im individuellen Gleichgewicht sind, fühlen wir uns wohl.
Wie findet man für sich den richtigen Mix?
Das beginnt damit, sich zu fragen: Wie geht es mir eigentlich? Sich also ein Bewusstsein darüber zu schaffen, was im Leben gut läuft und wo man vielleicht noch etwas tun kann. Ich kann körperlich fit sein, mich aber dennoch unwohl fühlen. Oder einsam sein, was zu einer gesundheitlichen Belastung führen kann. Bei Kindern und Jugendlichen sind Mobbing und Klimaangst große Themen. Beides kann stark auf die Psyche schlagen, wie der aktuelle Kindergesundheitsbericht zeigt. Natürlich spielen bei meiner persönlichen Gesundheit aber auch ganz andere Fragen eine Rolle – vor allem die nach den alltäglichen Gewohnheiten. Wie sieht meine Ernährung aus? Bewege ich mich genug und schaue ich nicht vielleicht doch zu viel aufs Handy? Woher kommt der negative Stress in meinem Leben? Und vor allem: Was bin ich bereit für eine verbesserte Gesundheit zu ändern? Diese Fragen kann man sich nur selbst beantworten.
Und dann ändert man seine Gewohnheiten ganz einfach, und alles ist gut. Oder?
„Ganz einfach“ ist das sicher nicht, das erfordert Motivation und teilweise auch Unterstützung von außen. Aber man muss normalerweise auch nicht von heute auf morgen alles umstellen. Oft geht es um Kleinigkeiten, mit denen sich das Wohlbefinden schrittweise steigern lässt. Etwa sich mehr Zeit fürs Essen zu nehmen, Einkäufe auch mal zu Fuß zu machen statt mit dem Auto oder wieder Mitglied im Sportverein zu werden – und dann auch hinzugehen.
Wie unterstützt die vivida bkk ihre Kundinnen und Kunden?
Auch wenn der Name „Krankenkasse“ vermuten lässt, dass wir uns nur ums „Kranksein“ kümmern, sehen wir die Gesundheitsförderung und Prävention als eine unserer wichtigsten Aufgaben an. Das heißt, wir helfen nicht erst dann, wenn jemand krank ist. Sondern engagieren uns dafür, dass es gar nicht erst so weit kommt – für jeden und jede unserer Kundinnen und Kunden, aber auch gesamtgesellschaftlich. Deshalb entwickeln wir unser Portfolio an gesundheitsfördernden und präventiven Angeboten ständig weiter. Eben weil Gesundheit individuell so unterschiedlich wahrgenommen wird, ist uns wichtig, für jede Lebenswelt und für jede Lebensphase passende Angebote bereitzustellen: Gesund aufwachsen, gesund leben und arbeiten, gesund älter werden, pflegen und gepflegt werden – all das unterstützen wir mit Kursen, Online-Angeboten, Hotlines, überregionalen Aktionen und lokalen Projekten. Vor allem achten wir darauf, die Angebote möglichst niederschwellig zu gestalten, denn es geht auch um soziale Chancengleichheit. Jeder soll die Möglichkeit haben, ein Leben in gesunder Balance zu führen. Bei all dem haben wir immer die körperliche, mentale und soziale Gesundheit im Blick. Wichtig ist, auf jeden Menschen individuell einzugehen.